Atkins Diät

Atkins Diät

Atkins Diät

Sporterfolg mit Atkins an der Seitenlinie?
Blöde Fragen dürfen sein, und hier soll mit einer solchen begonnen werden. Also – die Atkins-Diät ist eine der bekanntesten Ernährungsumstellungen mit dem Ziel einer dauerhaften Gewichtsreduktion. Nur, und das wird man doch noch sagen dürfen, warum sollte jemand, der Sport treibt, Gewichtsprobleme haben?
Gut – das Gelächter war hörbar, also soll diese Feststellung ein wenig umformuliert werden.
Braucht eine Person, die auch nur ein wenig engagierter Sport treibt, eine Diät, die tief in die Körperchemie eingreift und eine wochenlange sehr disziplinierte Ernährungsumstellung erfordert?
Wobei an dieser Stelle mit ´engagiertem Sport` schon derjenige Freizeitsportler gemeint ist, der seine drei Joggingrunden pro Woche dreht und nicht das Bedürfnis hat, sich schlecht zu fühlen, bloß weil er an der Brückenrampe den Puls noch ein wenig höher treiben muss.

Durchaus umstritten
Die nach ihrem Entwickler benannte Atkins-Diät verspricht eine dauerhafte Gewichtsreduktion ohne den gefürchteten Jo-Jo-Effekt. Der zweite Punkt, bei dem die Augen leuchten, ist das Versprechen, nicht hungern zu müssen.
Im Prinzip ist die Atkins-Diät das, was Kenner als eine Low-carb-Diät bezeichnen. Sie basiert also auf der Reduzierung der Kohlenhydratzufuhr.
Falls es einer noch nicht weiß: Im wirklich richtig normalen Leben sind es gerade diese Kohlenhydrate, die dem Homo Sapiens die Kraft für den Alltag geben. Es sei an dieser Stelle nur an die legendären und immer noch aktuellen Nudelpartys am Tag vor einem Marathon erinnert. Ob die das ganz Gelbe vom Ei sind, sei dahingestellt, jedenfalls machen sie klar, wohin die Reise geht.

Die gewisse Schlagseite
Kritiker lehnen daher die Atkins-Diät als zu einseitig ab. Wobei sich unter den Nein-Sagern auch Schwergewichte wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung befinden. Die DGE hält den Fettanteil, den die Atkinsjünger zu sich nehmen, und der 50% überschreitet, für nicht akzeptabel und sogar gesundheitsschädlich.
Wissenschaftliche Untersuchungen über Wert oder Unwert dieser Ernährungsweise liegen zwar vor, ergeben aber nicht ausreichendes Material für eine zusammenfassende Meta-Studie. Im Grunde, was zugleich peinlich ist – aber auch keinen Fitness-bewussten Bundesbürger, der sich ein wenig bei Diäten umtut, überraschen wird – bewegen wir uns auch hier auf dem Gebiet einer Glaubensentscheidung.
In der Tat tendieren unsere Medien vielleicht tatsächlich zu einer gewissen Vereinfachung. ´Soviel Steak wie du willst und dabei schlank werden` ist halt eine knallige Schlagzeile. Und da können die Mädels von den Medien sich selten zurückhalten. Dabei ist es ein wenig komplizierter. Wie meistens immer auf dieser Welt.

Ketone an die Front
Die Atkins-Diät besteht aus vier Phasen, deren Länge sich nach den individuellen Erfordernissen richten kann. Im Fokus steht dabei die erste Phase, die Einleitungsdiät. Hierbei wird die tägliche Kohlenhydratmenge auf 20 Gramm reduziert, die durch Salat und Gemüse aufgenommen werden sollen. Fleisch und Ei sind die idealen Versorger mit Aminosäuren, auch Sojaprodukte sind erlaubt, Brot nicht.
Man ahnt es schon – der Körper soll gezwungen werden, die fehlenden Kohlenhydrate durch Umstellung auf Fettverwertung zu ersetzen. Es ist nicht so, als würde der menschliche Körper daran scheitern – mitnichten, er wandelt Fettsäuren in Ketone um.
Wer schon einmal einige Tage eine Null-Diät gemacht hat, kennt den Mundgeruch, der durch diesen, Ketose genannten, Anstieg der Ketone im Blut verursacht wird. Auch ohne Atkins-Diät springt dieser Mechanismus an und sorgt dafür, dass wir auch nach zwei Tagen mit ´Null` nicht umkippen.
Die Phase 1 der Atkins-Diät birgt gesundheitliche Risiken, die daher mit einem Arzt abgeklärt werden sollten. Vor allem der Cholesterinspiegel wird sich auf eine Weise verändern, die nicht unbedingt wünschenswert ist. Außerdem ist es nun einmal eine Tatsache, dass unser zentrales Nervenorgan, auch Gehirn genannt, ein Kohlenhydrat-Großkonsument ist. Womit wir bei dem berühmten ´Studentenfutter´ wären, jener Nuss-Rosinen-Kombination, die die grauen Zellen auf Trab bringen soll.
Und die, da schau her, in der zweiten Phase, der grundlegenden Reduktionsdiät, auch wieder auf dem Speiseplan stehen dürfen. Allerdings erneut nur in geringen Mengen, die sozusagen in den folgenden Wochen von ´Gar nix` auf ´ein bisschen was` gesteigert werden dürfen.
Die dritte Phase soll keine wesentliche Gewichtsabnahme mehr bringen, sie bildet den Übergang zu Phase IV, die dem Erhalt des Zielgewichtes dient. Teigwaren und Kartoffeln sind erlaubt, aber nur in geringer Mengen.

Der Daumen im Schwebezustand
Daumen hoch oder Daumen runter? Letztlich läuft es auch hier auf eine ganz persönliche Entscheidung hinaus. Wer sich um Muskelaufbau bemüht, wird der erhöhten Eiweißzufuhr mehr abgewinnen können als jemand, der lange Läufe liebt. Und der ganz genau weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Körper auf Fettverbrennung umstellt. Nicht besonders glorios nämlich.
Als Fazit sollte man vielleicht sagen, dass es kein Fazit gibt. Und das Horchen auf das Bauchgefühl empfehlen, was bei einer Diät recht sinnig ist. Und vielleicht der Tipp, das der Verzicht auf das zweite Stück Sahnetorte bei Oma und dafür eine Runde mehr im Park ein bewährtes Rezept ist. Oder der Hinweis, dass die Phase IV-Ernährung große Ähnlichkeit mit einer ausgewogenen Otto-Normalesser-Kost hat. Und die geht immer.