Wissenschaftler nerven, wir alle wissen das. Umso erfreulicher, wenn die hohe Wissenschaft sich als Gönner gibt und verkündet “eine Tafel Schokolade am Tag senkt das Risiko für Herz-Kreis-Lauf-Erkrankungen“.
Jipiiiieee, Spring, Hüpf, Jubel.
Stille.
Ääääh.
Moment mal – ´ne Tafel Schokolade hat 500 Kilokalorien pro Tafel, sagt meine Freundin immer und ich habe es im Selbsttest herausgefunden, wenn ich pro Folge von “Game of Thrones” eine Tafel Vollmilchnuss – NUSS, Leute, das ist doch auch noch irre gesund – verdrückt habe und nach der letzten Folge und dem grausamen Abgang meiner Lieblingsfigur ein Problem habe, weil meine Süße ihre Lieblingsfigur bei mir nicht mehr entdecken kann und schmollt.
Spaß aus, Fakten an.
Die Weißkittel haben tatsächlich diese Studie veröffentlicht. Die Reaktion kam so prompt und heftig, als hätte ein Paddler einem russischen Schlachtschiff den Stinkefinger gezeigt.
Punkt Eins: Eine Tafel gleich 100 Gramm gleich 500 Kalorien gleich etwa einem Viertel des täglichen Kalorienbedarfs gleich in zwei Wochen ein Kilo Fett mehr, falls nicht an anderer Stelle reduziert wird, gleich Vergiss es in Großbuchstaben.
Punkt Zwei: Sich eine Tafel weiße Schokolade reinziehen und was für ´s Herz tun? Noch einmal “Vergiss es”.
Bitterschokolade und Flavanole
Aber warum sind die so grausam zu mir? Weil es eigentlich um die Flavanole geht. Flavanole sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, die im Kakao vorkommen. Ihre gesundheitsfördernde Wirkung ist unbestritten. Sie machen die Blutgefäße elastischer und senken in geringem Maße den Blutdruck. Zudem enthält die Aztekenbohne noch weitere gute Sachen wie Magnesium, Eisen und diverse Vitamine.
Allerdings ist das keine Entwarnung für Weiße-Schokolade-Junkies. In ihrem Suchtstoff ist lediglich das Fett der Kakaobohne. In Milchschokolade ist um die 25% Kakaoanteil. Daher, und hier werden die Wissenschaftler mal wieder wie gewohnt fies – sollte der gesundheitsbewusste Schokoladenliebhaber zu dunkler Schokolade mit möglichst hohem Kakaoanteil greifen. Dunkle Schokolade enthält mindestens 60% Kakao, es werden aber auch Sorten mit 90& angeboten. Wobei der Kenner weiß, diese Schokolade zu essen ist ein Mannbarkeitsritual, Und davon eine Tafel? Vergiss es!
Aber die Wissenschaft hilft uns doch!
Denn die oben angesprochenen positiven Wirkungen sind schon bei geringen Mengen zu bemerken. Und geringe Menge meint im Klartext sieben bis 20 Gramm pro Tag. Mehr gibt es also nicht, weil mehr schaden würde. Und nicht nur wegen Zucker, Kalorien, angeekeltem Schaudern, sondern weil selbst edle Kakaos Cadmium enthalten können, das die Nieren angreift und als krebserregend gilt.
Noch ein weiterer Faktor ist zu bedenken: Es existieren bisher keine belastbaren Langzeitstudien darüber, ob sich der Schutzeffekt für Herz und Kreislauf wirklich bewährt.
Bis dahin gibt es die erwähnten Studien und das Prinzip Hoffnung. Und wer jetzt verwirrt ist, greife zu einem Glas guten Rotwein, der soll ähnliche Effekte haben.
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